Ist das für euch auch so ein Horrorsatz, wo ihr euch immer abgestempelt fühlt, wenn ihr antwortet: "Hausfrau und Mutter"? Die schönste Antwort, die ich darauf mal erhielt war: "Muss es ja auch geben." Danke, genauso fühle ich mich gewertschätzt. Aber Dankbarkeit für unseren Job zu erhalten, das sind wir sowieso nicht gewöhnt, oder?
Moment, sagte sie gerade Job?
Ja, sagte ich. Denn das ist es - dein "Work at Home" - Job. Hausfrau und/oder Mutter zu sein. Natürlich, die Lexika definieren einen Job meistens als eine Tätigkeit, die man zum Wohle der Geldgewinnung ausübt. Also nicht gerade das, was wir Hausfrauen tun, oder? Falls ihr einen Check bekommt fürs Zuhause arbeiten, dann sagt mir bitte woher! Ja?
Zugegebener Maßen, manchmal sehnen wir uns doch vermutlich alle nach einem 8 - Stunden - Job, wie ihn die meisten unserer Männer machen, oder? Morgens zur Arbeit, raus, mit erwachsenen Menschen sprechen, jeden Tag neure Herausforderungen und abends Heim und alles ist vorbei. Die Arbeit bleibt, wo sie ist - auf der Arbeit. Bis zum nächsten Morgen müssen sie nicht mehr daran denken.
Und wir? Wir stehen morgens auf und sind auf unsere Arbeitsstelle. Kein ruhiger Kaffee, keine entspannte Autoanfahrt um den Kopf nochmal freizubekommen. Keine Erwachsenen, die sich gerne anhören was Spannendes in unserem Leben passiert ist - stattdessen kleine Kinder, die um uns herumhüpfen und denen wir zum zwanzigsten Mal zu sagen haben, dass Süßigkeiten und Eis kein geeignetes Frühstück sind. Zudem stehen wir ja bereits mitten in unserer Arbeit und unsere To - Do - Liste erinnert uns an die immer wiederkehrenden Aufgaben unseres Jobs.
Und das geht auf die Psyche.
Bereits in den Fünfzigern plädierten deswegen Bücher bereits für den Terminus des "Berufs der Hausfrau" und das Frau ihn auch als solchen behandeln soll. Doch was soll das überhaupt bedeuten?
Erstmal sei festgehalten, dass die Hausfrau eine Vielzahl an Berufen erfüllt. Du bist Kindergärtnerin, Lehrerin, Innenarchitektin, Gärtnerin, Taxiservice, Haushälterin, Köchin und noch Dutzende mehr. Doch wem erzähle ich das, oder? Immer wieder tauchen Artikel auf, wo irgendwelche Wissenschaftler ausgerechnet haben, was einer Hausfrau theoretisch gezahlt werden müsste - meistens sind hier Kinder und all die Jobs um sie herum noch gar nicht aufgeführt - und trotzdem endet es meistens im sechsstelligen Bereich.
Und was siehst du davon? - Nichts. Keinen einzigen Cent. Kein Müttergeld (oder gibt es das doch in Bayern?), kein Gehalt fürs Nebenberufliche Erziehen einer neuen Generation Mensch, nicht einmal eine angemessene Rente, weil du "ja nie gearbeitet hast". (Aua!)
Du merkst also, wenn du deiner Arbeit, deinem Job, keine Wertschätzung entgegen bringst, wirst du sie von Niemandem erhalten. Deswegen solltest Stolz in deine Arbeit legen; mit erhobenem Haupt sagen: "Ich bin Hausfrau und/oder Mutter!", wenn man dich nach deinem Beruf fragt. Lass es klingen, als wäre das am meistens zu ersehnende überhaupt!
Kein Beruf, sondern eine Berufung!
Doch wie behandelst du jetzt deine "Berufung" wie einen Beruf?
First: Werde dir darüber klar, dass Menschenleben von dir abhängen!
Ehrlich. Eine Angestellte im Büro mag sich manchmal faule Tage leisten, weil dann bleibt ein wenig Papier liegen und gut ist. Aber du kannst nicht sagen: Mäh, heute mag ich nicht so aufpassen. Wenn du nicht aufpasst, geht alles den Bach herunter. Dann steht kein Essen auf den Tisch, ist keine Kleidung gewaschen, sind die Kinder vom Klettergerüst gefallen - und auf lange Sicht gesehen, entstehen kleine wilde Soziopathen, die ziellos in die falschen Kreise abdriften weil sie Zuhause keine Führung und keine Erziehung genossen haben. Kurzum - sie werden keine hilfreichen Mitglieder der Gesellschaft, weil ihre Haupterziehungsperson "einfach keine Lust hatte".
DAS geht überhaupt nicht!
Second: Du bist Boss und Angestellter zugleich - Hoffnung oder Desaster?
Oh...das leidige Thema. Wenn dein Mann zu spät auf die Arbeit kommt, dann sagt ihm sein Chef dazu sicher ein paar Töne. Wenn er seine Arbeit unzuverlässig erledigt oder dauernd einen gewissen Task liegen lässt - dann ist er sicher bald ersetzt. Zumindest abgemahnt...
Und du?
Du kannst dir deinen Tag einteilen, wie du willst. Heute keine Wäsche gemacht? Egal, machst du sie eben morgen. Heute keine Lust auf Kochen, deswegen schnelles Fertiggericht oder auswärts essen? Werden schon alle überleben. Du bist dein eigener Chef - aber auch dein eigener Angestellter! Eine Konstellation, die viele Möglichkeiten hat - sowohl zu arbeiten wie auch zu scheitern.
Denn damit sie funktioniert, brauchst du Disziplin. Ein grausiges Wort, das ich leider auch viel zu häufig in meinem Alltag vermisse. In Hausfrauensachen klappt es gut - in Sachen Sport zum Beispiel überhaupt net...zu meiner Schande.
Aber hier ist es halt - du bist nur dir selbst Rechenschaft schuldig, also solltest du sie dir auch ablegen. Was muss und solltest du tun, damit du am Ende des Tages befriedigt in den Spiegel sehen kannst und stolz auf deine berufliche Leistung sein kannst? Damit du dich als Chef auch mal loben kannst - dir aber zumindest nicht selbst eine Mahnung aussprechen müsstest?
Third: Get Dressed for the Job
Das richtige Mindset ist entscheidend, wenn es an einen Job geht. Unsere Männer fahren zur Arbeit, kommen auf ihrer Arbeitsstelle an und wissen, dass sie professionelle Angestellte sind, kaum das sie durch die Tür sind. Sie legen eine "Arbeitspersönlichkeit" an. Ein Mann an der Kasse wird immer lächeln und freundlich sein, sich viel gefallen lassen, was er privat nicht hinnehmen würde. Ein Techniker wird versuchen auch sechsmal alles möglichst einfach zu erklären, egal wie sehr er merkt, dass seine Nerven nachlassen.
Du solltest dir als Hausfrau auch so eine Arbeitspersönlichkeit zulegen - doch wie sie anlegen, wenn du doch direkt vom Schlafzimmer in deine "Firma" stolperst?
Nun, mein Mann trägt Arbeitshemden. Wenn er sie anlegt weiß er, dass heute ein Arbeitstag ist. Also solltest du dir auch so eine Uniform zulegen. Für viele von uns bedeutet das, dass wir uns morgen ankleiden und uns zurecht machen, als wollten wir jeden Moment das Haus verlassen. Bleib bloß nicht in deinem Nachthemd, es würde deine ganze Motivation sofort abtöten, weil du dich immer noch "ans Bett gefesselt" fühlen würdest.
Aber unsere Uniform - zumindest für viele von uns - ist die Schürze. Es gibt sie zu dutzenden - besonders in Second - Hand - Läden - und kaum binde ich mir eine meiner hübschen Lieblinge um, habe ich sofort das Gefühl in meine "Arbeitspersönlichkeit" zu schlüpfen und kann motiviert (und semi diszipliniert) meinen Alltag starten!
Fourth:Ist Ruhe eine Utopie für Hausfrauen?
Kennst du das, wenn (häufig eine ältere Generation) sagt, dass es das "früher nicht gegeben hat", wenn man über psychische Krankheiten oder den so bekannten "Burnout" spricht?
Ein wunderschönes Buch mit dem Titel "Schön sein - schön bleiben" belehrte mich eines Besseren. Denn dort war die Sprache davon, dass eine Hausfrau alles in ihrer Macht stehende tun sollte um ihr Ausbrennen "vor ihrer Zeit" zu vermeiden und sich möglichst lange vital und frisch zu erhalten. Bereits die Ärzte in diesem Buch bedauern, dass viele Frauen das "rechte Maß" verloren haben und es praktisch als Schande ansehen, man könnte ihnen unterstellen, sie hätten auch nur eine Minute, die nicht von Arbeit erfüllt ist.
Ah, ich hör euch lachen. In meinen Ohren klingelt "Und wann soll ich dann all die Sachen erledigen?"
Ja...so habe ich auch gedacht. So habe ich auch gehandelt - und tue es noch. Es gibt Tage, da merke ich deutlich, dass ich nicht still sitzen kann ohne mieses Gewissen. Gerade jetzt, wo das neue Baby da ist, merke ich, wie sehr es mich nervt so häufig auf die Bremse treten zu müssen und die neugewonnene Zeit, wo die Großen in Kita und Schule sind, nicht nutzen zu können. Ja, zur Ruhe gezwungen zu sein.
Doch es ist wichtig. Ehrlich.
Dann ist der Boden vielleicht mal nicht gewischt, dann sind vielleicht noch Abdrücke an den Fenstern. Wenn deine Kids und dein Mann nach Hause kommen, dann bist du locker, entspannt und hast vielleicht sogar was Interessantes zu erzählen, weil du ein wenig im Netz gesurft, einen neuen Roman begonnen, eine Handarbeit angefangen oder sonstige Dinge hast. Vergiss nicht - DU bist die Atmosphäre deines Haushaltes. Wenn DU gestresst bist, ist dein Haushalt gestresst. Und ehrlich? Jede Mutter weiß doch, dass gestresste Kids mehr Stress für einen Selbst generieren. Ein Teufelskreis.
Doch es ist wichtig. Ehrlich.
Dann ist der Boden vielleicht mal nicht gewischt, dann sind vielleicht noch Abdrücke an den Fenstern. Wenn deine Kids und dein Mann nach Hause kommen, dann bist du locker, entspannt und hast vielleicht sogar was Interessantes zu erzählen, weil du ein wenig im Netz gesurft, einen neuen Roman begonnen, eine Handarbeit angefangen oder sonstige Dinge hast. Vergiss nicht - DU bist die Atmosphäre deines Haushaltes. Wenn DU gestresst bist, ist dein Haushalt gestresst. Und ehrlich? Jede Mutter weiß doch, dass gestresste Kids mehr Stress für einen Selbst generieren. Ein Teufelskreis.
Also lass die Hausarbeit für eine halbe Stunde am Tag (muss nicht am Stück sein) einfach mal Hausarbeit sein und leg die Füße hoch. Du tust damit einen genauso riesigen Dienst für deinen Haushalt, als wenn du die Badewanne scheuerst.
Tja.
Da das Baby gerade wach wird, war es das dann auch wieder von mir.
Bis bald,
eure Barefoot & Pregnant
Liebe Barefoot & Pregnant,
AntwortenLöschenich bin vor ein paar Tagen zufällig auf Ihren Blog gestoßen. Seitdem lese ich jeden Artikel, teils mehrmals. Es tut so gut, zu erfahren, dass man mit seinen Gefühlen als Hausfrau nicht alleine ist.
Tausend Dank für Ihren großartigen Blog
Ihre Angelika
Liebe Angelika,
Löschenich hatte einen sehr schwierigen Monat und deswegen lese ich deinen Kommentar erst jetzt. Ich danke dir für deinen lieben Kommentar und hoffe du kommst gut durch diese etwas schwierigen Zeiten.
alles Liebe.
deine Barefoot & Pregnant