Samstag, 19. Juni 2021

Die Ästhetik - Falle




Hey meine Lieben,

ich weiß, was euch gerade durch den Kopf geht. Dieser Blogtitel klingt mal wieder nach einem harten Thema, aber eigentlich ist es etwas, was mir echt am Herzen liegt und daher möchte ich mit euch teilen, wie die Ästhetik der "Tradwife" beinahe meinen Haushalt getötet hätte. 

Uff...das klingt hart, oder?

Das klingt geradezu...zerstörerisch. Aber anders als angenommen ist eigentlich nichts "Schlimmes" passiert. Denn was los war, war (und manchmal immer noch ist) ist das die Ästhetik meine Lust auf Haushalt und Hausfrausein zerstört hat. Immer wieder fühlte ich mich von ihr demotiviert und irgendwie angegriffen. 

Versteht mich nicht falsch, ich bin gerne auf Pinterest und Tumblr und sehe mir diese ganzen super schönen Bilder an. Von weißen Wäscheleinen mit Sturmwäschklammern; von leicht geblümten Vorhängen über großen weißen Spülen oder schön polierten Kesseln auf herrlichen alt wirkenden Gasöfen. 


Also - wo war jetzt das Problem?

Das Problem war meine Suche danach mich und meinen Haushalt genauso aussehen zu lassen. Ich wollte das "Picture Perfect" Haus und ich war enttäuscht und demotiviert jedes Mal, wenn ich es nicht erreichen konnte. Das fing schon beim morgendlichen Aufstehen an, wenn meine Kleidung nicht so herrlich "Vintage" war wie bei den Frauen auf den Fotos. Wenn der Rock von mir schief genäht war oder ich mal wieder nicht das passende Oberteil finde um meinem Rock den "Touch" zu geben. Wenn ich in den Spiegel gucke und meine Haare hängen, statt diese wunderschönen Locken oder tollen Frisuren zu haben. 

Oder wenn ich durch meine Wohnung gehe und dieses Sammelsorium von Gegenständen sehe, die nicht der Ästhetik entsprechen. Wie meine (unmöglich zu reinigen) Sofas nicht "absolut herzerwärmend kuschelig) aussehen, weil ich keine neuen Kissen bekommen kann. Wenn mein Bad kein "spa - wohlfühlgefühl" ausstrahlt, weil überall matschige Fußabdrücke sind und das (angeblich gar nicht so harte Wasser) die Armaturen sofort erblinden lässt. Oder meine Küche einfach nicht das ist, was ich mir unter einer guten Küche vorstelle - und das sind nur die größeren Sachen. 

Das sind noch nicht solche Dinge wie, dass ich keine wunderschöne Fotowand mit Fotos von Verwandten habe. Das ich eine Wäschespinne haben muss, weil für die schöne weiße Wäscheleine kein Platz ist. Das der Teppich in meiner Waschküche nur eine alte Wolldecke ist und der wunderschöne "Waschtisch" von seinem Vorbesitzer ruiniert wurde, weil sowohl die originale Tischplatte wie auch der Einsatz fehlen. 

Mit jeden Millimeter, der weniger den Bildern aus dem Internet entsprach sank meine Motivation meinen Haushalt tun zu wollen. Die Lust wächst jedes Mal einfach loszuziehen und zu kaufen, was gut für die Ästhetik ist - und zu ignorieren, dass ich es eigentlich nicht brauche und es unnötig Geldausgeben wäre. Denn genau da liegt der Punkt - Geld haben wir momentan nicht.

Wegen zweifacher Miete, Umzug und all diesen Dingen sind wir momentan eher kurz an dieser Front und ich sollte sparsam sein. Unserer Geld zusammenhalten und es nicht für sinnlosen Ästhetik - Quatsch - wie Sturmwäscheklammern - ausgeben. Und trotzdem war ich meinen Mann wütend, als er einfache Holzwäscheklammern aus der Drogerie mitbrachte. 

Bis es klick machte, was ich mir, meinem Haushalt und meiner Familie damit eigentlich antat. Statt zu akzeptieren, dass hier auch andere Menschen außer mir LEBEN und außerdem das Geld in Erlebnissen und anderen Dingen besser angelegt ist, wollte ich sie einer Bild - Ästhetik unterwerfen (obwohl sie niemals wer zusehen bekäme). Uff...dieser Erkenntnis tat weh.

Also - statt meine Familie zu verbannen und mein Geld in Ästhetik zu verbrennen, atmete ich tief durch und ändere mein Mindset. Statt mit mit der Stepford - Frau zu messen, ging ich noch zwei Schritte zurück und frage mich jetzt jedes Mal "Wenn jetzt Nachkriegszeit wäre....?" 
Und wisst ihr was? Das funktioniert.

Denn wenn jetzt Nachkriegszeit wäre...

...dann wäre ich meinen Mann so dankbar dafür Wäscheklammern aufgetrieben zu haben, damit wir saubere trockene Wäsche haben und das Geld für den Strom sparen können.

...wäre ich glücklich zu wissen, dass meine Kinder ein gemütliches Bett und einen Ort für ihre saubere Kleidung haben, egal wie zusammengewürfelt die Möbel sind

....wäre ich dankbar für ein funktionierendes sauberes Badezimmer, in dem meine Familie sich waschen und vom Tag runterkommen kann.

....wäre ich dankbar für das Sammelsorium an alten Töpfen und teilweise angebrochenen Schüsseln und Tellern; weil es meiner Familie Essen auf den Tisch bringt.

...wäre ich dankbar für den schief genähten Rock oder die schlecht abgeschnittenen Ärmel, weil es bedeuten würde, dass meine Familie gekleidet wäre. 

Ich weiß nicht, ob dieser Tipp für jeden ist. Doch mir hat er extrem geholfen zu akzeptieren, dass mein Haushalt eben nicht "Instagram perfect" ist. Sondern eben ein wenig improvisiert, ein wenig durchmischt und ein wenig abgerissen manchmal. Aber wenn jetzt Nachkriegszeit wäre....dann wäre ich doch eigentlich dankbar all diese Dinge zu haben. Und ich würde mich gut um sie kümmern, weil es teuer oder sogar unmöglich wäre sie zu ersetzen. 
Ja, ich würde das Beste aus dem machen, was ich nun mal habe und versuchen so viele nützliche Skills wie möglich zu vereinen um möglichst Nahe an mein Idealbild zu kommen. Aber ich würde dafür nicht hartes Geld verschwenden; nicht wenn es Ästhetik gegen Essen ist.

Ich hoffe euch helfen diese Gedanken, wenn ihr mal in die Ästhetik - Falle falt. Oder vielleicht seit ihr es bereits?
Woran messt ihr euren Haushalt? Habt ihr auch ein "Hausfrauen Alter Ego"? 

Lasst es mich hören!

Bis dahin, 

eure Barefoot & Pregnant 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen